Kunstsammlung K20 würdigt Charlotte Posenenske

Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen würdigt Charlotte Posenenske

Mit der Überblicksausstellung "Charlotte Posenenske: Work in Progress" würdigt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen das Werk einer ebenso bemerkenswerten wie radikal konsequenten Künstlerin der deutschen Nachkriegszeit.

Sat, 04/18/2020 - 22:48 By admin

 In den 1960er Jahren, zeitgleich zur amerikanischen Minimal Art und der aufkommenden Konzept-kunst, entwickelte Charlotte Posenenske innerhalb von nur zwölf Jahren ein beeindruckendes Konvolut von minimalistischen Arbeiten, die ihr innovatives Verständnis von Kunst aufzeigen. Obgleich die in Frankfurt arbeitende Künstlerin zu ihren Lebzeiten zusammen mit Künstlern wie Carl Andre, Donald Judd oder Sol LeWitt ausstellte und 1967 eine Ausstellung in der kurz zuvor eröffneten Galerie von Konrad Fischer in Düsseldorf hatte, blieb ihr Beitrag zum Diskurs der Minimal- und Konzeptkunst lange Zeit weitestgehend unberücksichtigt.
Die Ausstellung "Charlotte Posenenske.

Eine wegweisende Protagonistin der Minimal Art und Konzeptkunst

Die von der Dia Art Foundation in Kooperation mit der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen organisierte Ausstellung hat mehrere Stationen mit unterschiedlichen Präsentationsformen und Heraushebungen inhaltlicher Schwerpunkte. So zeigt die Düsseldorfer Schau die auf Super-8-Filmen basierende experimentelle Arbeit "Monotonie ist schön" , Posenenskes einzige künstlerische Auseinandersetzung mit dem Bewegbild. Zwei Filmbeiträge von Gerry Schum dokumentieren zudem den performa-tiven Ansatz ihrer späten Arbeiten, die sie auch im öffentlichen Raum präsentierte. Auf-schlussreiche Dokumente und Briefe aus dem Archiv der Künstlerin, frühe Bühnenbild- und Kostümentwürfe, manifestartige Statements, Fotografien sowie Konzepte von Kunst-am-Bau-Projekten zeichnen zudem das Bild einer hoch reflektierten Künstlerin, die zunehmend mit der gesellschaftlichen Relevanz ihrer Kunst gerungen hat. Die Ausstellung im K20 wird Charlotte Posenenske daher nicht nur als eine wegweisende Protagonistin der Minimal Art und Konzeptkunst vorstellen, sondern gleichzeitig den radikal konsequenten, partizipato-risch verstandenen Ansatz ihrer späten Arbeiten und ihr damit verbundenes sozial- und gesellschaftspolitisches Interesse vermitteln. In einer für Ende der 1960er Jahre durchaus noch ungewöhnlichen konzeptuellen Radikalität öffnete Charlotte Posenenske ihre Kunst für deren "Konsumenten".

Ausstellungspräsentation im K20

In der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen werden die Arbeiten von Charlotte Posenens-ke in einem einzigen offenen Ausstellungsraum, der Klee Halle im K20, präsentiert. Durch eine weitgehend chronologische Hängung der frühen Papier- und mehrteiligen Reliefarbei-ten – darunter fast alle noch existierenden, seltenen Prototypen – an den Außenwänden der Halle wird ihre künstlerische Entwicklung nachvollziehbar. Die raumgreifenden skulptu-ralen Arbeiten der "Serie D" und "Serie DW" in jeweils verschiedenen Kombinationen zu-sammen mit den Drehflügel-Objekten der letzten "Serie E" werden den Binnenraum der Ausstellungsfläche strukturieren, woraus sich ein spannungsvolles Nebeneinander der verschiedenen, stringent aufeinander bezogenen Werkphasen entwickeln wird. Durch die-se offene, allein durch die Arbeiten rhythmisierte Raumstruktur erhalten die Besucherinnen und Besucher – ganz im Sinne von Charlotte Posenenskes demokratischem Werkver-ständnis – die Möglichkeit, sich frei durch die Ausstellungssituation zu bewegen. Die Werke und Werkkonstellationen lassen sich so aus verschiedenen räumlichen Perspektiven wahr-nehmen und, wie im Fall einer rekonstruierten Version der Drehflügel-Objekte, selbst er-kunden.


Konrad Fischer zeigte Charlotte Posenenske in Düsseldorf

Im Dezember 1967 organisierte Konrad Fischer in seiner kurz zuvor am 21. Oktober 1967 in der Neubrückstraße 12 in Düsseldorf eröffneten Galerie eine Ausstellung mit Werken von Charlotte Posenenske und Hanne Darboven. Da Posenenske bereits ein Jahr später ihre künstlerische Tätigkeit beendete, blieb es ihre einzige Präsentation bei Fischer. Fast fünfzig Jahre später, im Jahr 2016, erwarb die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Teile der privaten Sammlung von Dorothee und Konrad Fischer, die jedoch keine Arbeit von Charlotte Posenenske beinhaltet.

Ihr Ausstieg aus der Kunst

1968 beendete Charlotte Posenenske in Reaktion auf die empfundene Wirkungslosigkeit künstlerischen Handelns ihre Arbeit als Künstlerin und wandte sich der Soziologie zu. Ihr Werk ist durchdrungen von einer demokratischen Auffassung von Kunst und einer damit verbundenen Vision einer Gesellschaft.

Medien-Mitteilung